Agile Methoden beispielhaft erklärt Teil 4 – Lean

Was hat die agile Methode Lean mit Mogli aus dem Dschungelbuch gemeinsam? Im letzten Teil unserer agilen Blogserie erklärt Alexander Koschke die Besonderheit und Eigenschaften dieser agilen Methode anhand eines kinderleichten Beispiels aus der Märchenwelt.

Das Konzept von Lean zu verstehen ist nicht ganz einfach. Viele Personen assoziieren den Begriff Lean mit Megakonzernen, insbesondere Automobilunternehmen mit großen Produktionsanlagen, Fließbänder und Akkordarbeit. Das ist einerseits richtig, denn die größte Ausprägung heutzutage hat Lean wohl mit dem Toyota-Produktionssystem erlagt, das inzwischen von fast allen Industrieunternehmen in mehr oder weniger abgewandelter Form eingesetzt wird. Gleichzeitig ist die Assoziation aber auch sehr irreführend, denn Lean bedeutet erstmal nicht Massenproduktion und Fließbandarbeit, sondern „schlank“.

Immer wenn ich Lean höre, denke ich zuallererst an Mogli aus Walt Disneys Dschungelbuch. Mogli bewegt sich mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit im gefährlichen Dschungel, hat keine Angst vor Schlangen, Krankheiten oder sonstigen Gefahren.

Im realen Leben gibt es immer mehr Tourismus im Dschungel. Die Touristen dort kaufen sich alle möglichen Survival-Ausrüstungen, dicke Bergschuhe, Moskitonetze, Malaria-Profilaxe, Proviant in dicken Rucksäcken, Gaskocher uvm. Durch das ganze Gepäck haben sie kaum noch Berührung mit der eigentlichen Natur. Gegessen wird nur mitgebrachtes und abgekochtes Essen, die Organisation wird von einem etablierten Survival-Anbieter durchgeführt, der alle Gefahren im Vorhinein abgecheckt hat. Eigentlich wollen die Urlauber Abenteuer, aber das Sicherheitsdenken macht den Ausflug so schwerfällig und unflexibel, dass wahre exotische Begegnungen von vornherein eliminiert werden. Man erhält zwar am Ende die gewünschten Fotos, aber kein echtes Abenteuer.

Wie wäre es, wenn diese Personen ein paar Tage mit Mogli unterwegs wären, und sich von ihm in die Welt des Dschungels entführen lassen würden? Sie würden lernen Spuren zu lesen und sich ohne Hilfsmittel Nahrung und Unterkunft zu organisieren und den Dschungel erkunden und sich an den Bäumen und Bergen orientieren.

Ähnlich muss es wohl Reinhold Messner gehen, wenn er die Karawanen von Scherpas sieht, die Touristen auf die höchsten Berge der Welt „transportieren“. Am Ende kommen beide oben am Gipfel an, der Tourist braucht dafür 25 Mann und 3 Tonnen Material, inkl. Sauerstoffgeräte etc., Reinhold Messner braucht nur sich selbst und einen Rucksack. Der eine macht es geplant und gefühlt „sicher“, der andere macht es schlank und gefühlt „lebendig“.

Aber müssen wir jetzt alle Extrembergsteiger oder Ureinwohner werden, um Lean zu leben? Nein, es geht nur darum die Idee hinter Lean zu verstehen, um unsere Projekte wieder in die richtige Richtung zu steuern. Genauso wie manche Urlaube und manche Expeditionen unverhältnismäßigen Materialeinsatz und Planungsaufwand betreiben, sich fast eine eigene künstliche Welt schaffen und dadurch fast komplett die Verbindung zur Natur verlieren, genauso haben manche Unternehmen und Produktionsstätten, aber auch gewöhnliche Projekte durch zu viel Skalierung und Bürokratie ihre Flexibilität und ihre Anpassungsfähigkeit verloren und gleichzeitig auch den Kundenkontakt. Das eigentliche Ziel ist der Effizienz zum Opfer gefallen. Lean hat bei Toyota versucht, die Nachteile der Economies of Scale zu reduzieren. Heutzutage versuchen wir die Vorteile von schlankem PM auch in Projekten umzusetzen.

So wie Mogli sich durch gute Verbindungen zu den Menschen und der Natur selbst in unvorhergesehenen Situationen zurechtfindet, versuchen auch wir durch die Selbstorganisation der Projektteams schnelle Lösungen auf unvorhergesehene Probleme zu finden. Und so wie Reinhold Messner das Wetter beobachtet und dann flexibel zu dem günstigsten Zeitpunkt aufbrechen kann (im Gegensatz zu einer zuvor fix geplanten Expedition), so agieren wir im Projekt auch nur auf Pull, das heißt bei direkten Kundenbedarf und dann aber blitzschnell.

Lean heißt also, sich die Vorteile von flexiblen und schlanken Systemen auch im Projektgeschäft zu Nutze zu machen und damit das Beste aus beiden Welten zu kombinieren: Effiziente Prozesse und Massenproduktion, die gleichzeitig ganz eng am Kunden und individuell sind. Die Frage ist immer: Brauchen wir das wirklich? Oder wie könnten wir Bürokratie und Verschwendung reduzieren und den Menschen mit seinen Bedürfnissen wieder mehr in den Mittelpunkt rücken?

Gerade bei immer wiederkehrenden Prozessen lohnt sich die Optimierung nach Lean.

Lean bedeutet also:

  • Alles raus was keine Miete zahlt – Fokussierung auf den Wertstrom
  • Wartezeiten reduzieren durch Fluss-Prinzip

Weitere Teile der Blogserie:

Teil 1: Überblick über agile Methoden
Teil 2: Design Thinking beispielhaft erklärt
Teil 3: Kanban beispielhaft erklärt

Autor: Alexander Koschke

Sie möchten mehr über das Thema Agilität erfahren? Unser Blogautor Alexander Koschke erklärt in diesem Video, was es braucht, um agile Methoden erfolgreich ins Unternehmen zu bringen:

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