Menschen, die agile Methoden einführen möchten, versprechen sich davon oft enorme Einsparungen. Alles soll schneller und billiger werden. Gleichzeitig soll aber alles möglichst beim Alten bleiben, der bestehende Produktentstehungsprozess (PEP) soll eingehalten werden, diverse Regularien müssen verwendet werden und das Reporting und die Freigabeprozesse müssen auch erfüllt werden.
In unserer Blogserie geben wir einen Einblick in die Welt des agilen Projektmanagements – einfach verständlich anhand von Praxisbeispielen. In diesem ersten Teil zeigt Alexander Koschke mit einem Beispiel aus dem Bereich „Umzug“, was es heißt, agil zu arbeiten.
Wer klassisch umziehen möchte, packt für gewöhnlich alle umzuziehenden Dinge wohlsortiert und beschriftet in Umzugskisten. 5 Kisten aus dem Badezimmer, 12 Kisten im Schlafzimmer, 15 Kisten aus der Küche etc., insgesamt ca. 150 Kisten. Diese Kisten müssen nun in das neue Haus transportiert werden, zu 20 Euro pro Kiste Umzugskosten (alles rein fiktive Zahlen). Als Umzugsbudget würde man klassisch also 150 Kisten x 20 Euro / Kiste also 3.000 Euro veranschlagen.
Agil umziehen würde bedeuten, dass anders gepackt wird. Nun wird nur das Wichtigste in einen Rucksack gepackt. Natürlich ist jetzt noch nicht das 16-teilige Geschirr für die Sonntagsbesuche enthalten, aber man kann auch ohne ganz gut (über-) leben für einen gewissen Zeitraum. Einen so gepackten Rucksack würde man in agilen Kreisen ein „Minimum viable product“ nennen (es ist gerade so viel drin, dass man damit gut überleben kann, auch wenn es nicht sehr komfortabel ist).
Auch der Umzug dieses Rucksacks kostet 20 Euro. Agil umziehen heißt jetzt also erstmal nur 20 Euro zu investieren und mit diesem Rucksack umzuziehen. Damit richte ich mich erstmal spartanisch in dem neuen Haus ein und schaue dann, welche Dinge ich nacheinander im Haus brauche.
Da ich den Wert der einzelnen Kiste jetzt für mich erlebbar gemacht habe, weiß ich jetzt für mich, wieviel mir jede Kiste wert ist. Einige Dinge werde ich bestimmt noch nachholen, aber ab einem gewissen Zeitpunkt, sind die 20 Euro Umzugskosten einfach nicht mehr gerechtfertigt. Der Inhalt der Kiste (z.B. das alte Geschirr von Tante Erna aus dem Keller) ist einfach keine 20 Euro mehr wert. So kann man den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge lenken und unwichtige Gegenstände möglicherweise weiterverkaufen oder verschenken.
Die agile Art des Packens ist demnach bei weitem aufwändiger als die klassische. Dennoch können wir in diesem Beispiel einiges über Agilität lernen.
Klassisch zu packen macht dann Sinn, wenn ich von vornherein weiß, dass ich alle Dinge umziehen möchte und im neuen Haus brauchen werde. Dafür muss ich das neue Haus jedoch bereits gut kennen und wissen, wie das Leben in dem Haus sein wird (genaues Zielbild, gute vorherige Analyse notwendig, wenig verändernde Rahmenbedingungen).
Agil zu packen erfordert dagegen ständig die Beteiligung des Kunden, der während er bereits in dem neuen Haus wohnt, situativ entscheidet, was er als nächstes gerne hätte und wann es ihm reicht. Der Vorteil der agilen Vorgehensweise ist, dass ich alle Informationen und damit viele Chancen und Möglichkeiten vor Ort nutzen kann, die mir evtl. einen großen Teil des Umzugsaufwandes ersparen. Gerade bei unklaren Zielorten, wenn ich nicht genau weiß, wie das neue Haus aussieht, wie viel Platz ich für die Küche habe, wie die Nachbarn und die Umgebung sind, lohnt sich agiles Vorgehen besonders.
Weitere Teile der Blogserie:
Teil 2: Design Thinking
Teil 3: Kanban
Teil 4: Lean
Autor: Alexander Koschke
Sie möchten mehr über das Thema Agilität erfahren? Unser Blogautor Alexander Koschke erklärt in diesem Video, was es braucht, um agile Methoden erfolgreich ins Unternehmen zu bringen:
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