Die Treppe zu erfolgreichen Veränderungen: Das 8-Stufen-Modell nach Kotter

John P. Kotter, Professor für Führungsmanagement an der Harvard Business School, hat sich schon früh mit folgender Frage beschäftigt: Warum scheitern so viele Unternehmen an Veränderungen? Er hat acht essentielle Fehler entdeckt, warum Veränderungsprozesse scheitern. Diese hat er 1995 in seinem Artikel „Acht Kardinalfehler bei der Transformation” beschrieben:

  • Kein ausreichendes Gespür für die Dringlichkeit
  • Fehlen einer mächtigen Koalition der Erneuerer
  • Es wird versäumt, eine Vision zu entwerfen
  • Unzulängliche Vermittlung der Vision
  • Entgegenstehende Hürden werden nicht weggeräumt
  • Kurzfristige Erfolge werden nicht systematisch vorbereitet
  • Siegesfeiern werden zu früh angesetzt
  • Keine Verankerung des Neuen in der Unternehmenskultur

Um diese Fehler zu vermeiden entwickelte Kotter 8 Phasen, die wie eine Treppe Stufe für Stufe nacheinander gegangen werden müssen, um Veränderungen zum Erfolg zu führen – bekannt als das 8-Stufen-Modell nach Kotter. Das Modell wurde erstmals in Kotters Buch „Leading Change“ (1996) vorgestellt und ist heute eine der beliebtesten Vorgehensweisen für organisatorische Veränderungsprozesse.

Grafik - 8-Stufen-Modell nach Kotter

Abb. 1: 8-Stufen-Modell nach Kotter 1996 (eigene Darstellung)

1. Dringlichkeit schaffen

In der ersten Phase des 8-Stufen-Modells nach Kotter geht es darum, die Notwendigkeit für den Wandel klar und überzeugend zu kommunizieren. Führungskräfte müssen deutlich machen, warum der Status Quo nicht mehr ausreicht und warum Veränderung notwendig ist. Außerdem werden Chancen und Risiken identifiziert, um ein Bewusstsein für die Dringlichkeit zu schaffen. Analysieren Sie die Situation genau und machen Sie klar, welche Risiken bestehen. Zeigen Sie, dass gehandelt werden muss, um eine Krise und Misserfolge abzuwenden.

2. Führungskoalition aufbauen

In einem zweiten Schritt ist es wichtig, eine Gruppe von Führungskräften und Schlüsselpersonen zusammenzustellen, die den Wandel vorantreiben. Diese Führungskoalition sollte über die Autorität und den Einfluss verfügen, die angestrebten Veränderungen durchzusetzen. Innerhalb der Koalition sollten verschiedene Bereiche und Hierarchieebenen vertreten sein. Suchen Sie dabei aktiv nach Befürworter:innen der nötigen Veränderungen.

3. Vision und Strategie entwickeln

Steht die Führungskoalition, müssen eine Vision und Strategie entwickelt werden. Die Vision sollte beschreiben, wie die Zukunft aussehen wird, wenn die Veränderung erfolgreich umgesetzt ist. Zusätzlich muss sie klar und inspirierend sein und sollte von der Führungsebene einheitlich kommuniziert werden. Um die Vision zu erreichen, muss eine klare Strategie aufgesetzt werden. Setzen Sie auch hier spezifische, nachvollziehbare und realistische Ziele.

4. Kommunikation der Vision

Die vierte Phase im 8-Stufen-Modell nach Kotter behandelt die Kommunikation der Vision. Hierbei ist es entscheidend, Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen der Organisation für die Vision zu gewinnen und sie zu Befürworter:innen der Veränderung zu machen. Dies erfordert oft Schulungen und stetige sowie transparente Kommunikation, um die Mitarbeitenden zu motivieren und einzubeziehen. Dadurch wird die Vision letztendlich von ihnen unterstützt.

5. Hindernisse aus dem Weg räumen

Für den Erfolg von Veränderungen müssen des Weiteren Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Diese Stufe des 8-Stufen-Modells nach Kotter wird oft „Breed Empowerment“ genannt. Hindernisse, die den Fortschritt der Veränderungen behindern könnten, müssen identifiziert und beseitigt werden. Darüber hinaus müssen Mitarbeitende ermächtigt werden, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen umzusetzen. Befähigen Sie Ihre Mitarbeitenden dazu, den Wandel umzusetzen – zum Beispiel durch entsprechende Fortbildungen.

6. Kurzfristige Erfolge erzielen

Veränderungsprozesse können sehr lange dauern. Um den Glauben und die Unterstützung der Beteiligten aufrechtzuerhalten, werden schnell sichtbare Erfolge benötigt. Hier können Sie beispielsweise mehrere kleine Meilensteine definieren, die gut schaffbar sind – das steigert die Motivation.

7. Nachhalten und Konsolidieren

Schnelle Erfolge sind wichtig. Doch noch wichtiger ist, den Veränderungsprozess nicht voreilig zu beenden. Um sicherzustellen, dass Veränderungen langfristig bestehen bleiben, müssen diese Veränderungen für einen nachhaltigen Erfolg institutionalisiert, sprich erfolgreich etabliert werden. Bauen Sie auf bereits erreichten Meilensteinen auf, passen Sie den Veränderungsprozess entsprechend an und treiben Sie die Veränderung selbst weiter voran.

8. Neue Ansätze verankern

In der abschließenden Phase des 8-Stufen-Modells nach Kotter geht es darum, die Veränderung in der Unternehmenskultur zu verankern. Nur dann können Veränderungen nachhaltig erfolgreich sein. Hier spielt auch die Kommunikation wieder eine entscheidende Rolle: Zeigen Sie, was die Veränderung dem Unternehmen gebracht hat und welche Erfolge erzielt wurden.

Die Vorteile des Modells durch die helfende Hand von Berater:innen nutzen

Das 8-Stufen-Modell nach Kotter zeichnet sich durch seine klaren Schritte (Stufen) aus, die eine logische, schrittweise Abfolge für den Veränderungsprozess bieten. Berater:innen und Führungskräften wird so ein klarer Leitfaden für die Planung und Durchführung von Veränderungen vorgegeben.

Ein zentraler Aspekt des Modells ist der Fokus auf Führung. Es betont die entscheidende Rolle von Führungskräften bei der Initiierung und Umsetzung von Veränderungen. Berater:innen können dabei helfen, Führungskräfte bei der bewussten Wahrnehmung ihrer Rolle zu unterstützen und ihnen die erforderlichen Maßnahmen aufzeigen, um die Veränderung erfolgreich voranzutreiben.

Kommunikation und Motivation sind weitere Schlüsselelemente 8-Stufen-Modell nach Kotter. Da abgeleitete Vorgehen legt großen Wert auf die effektive und transparente Kommunikation der Veränderungsvision sowie die Motivation der Mitarbeitenden. Berater:innen können Unternehmen dabei unterstützen, Kommunikationsstrategien zu entwickeln und Methoden zu identifizieren, um die Mitarbeitenden in den Veränderungsprozess einzubeziehen.

Zusätzlich berücksichtigt das Modell den Widerstand gegen Veränderungen. Es erkennt an, dass Widerstand auftreten kann. Berater:innen können Unternehmen durch Fachexpertise helfen, mögliche Hürden zu antizipieren, zu verstehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.

Ein weiteres Merkmal des 8-Stufen-Modells nach Kotter ist der Fokus auf Erfolg. Die Betonung schneller, sichtbarer Teilerfolge hilft, das Engagement und Vertrauen der Beteiligten zu stärken. Berater:innen können Organisationen dabei unterstützen, klare Meilensteine zu setzen und Veränderungen zu identifizieren, die rasch umgesetzt werden können.

Genauso spielt die langfristige Integration von Veränderungen in die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle. Berater:innen können dabei helfen, die Veränderungen an die spezifische Kultur und Struktur des Unternehmens anzupassen.

Fallstricke im 8-Stufen-Modell nach Kotter

Viele größere Unternehmen empfinden die acht Schritte des Kotter-Modells als zu detailliert. Das erfordert eine sorgfältige Planung und lässt die Umsetzung komplexer und langwieriger erscheinen. Das 8-Stufen-Modell nach Kotter und seine klare Struktur kann dazu führen, dass Unternehmen mit der mangelnden Erfahrung im Bereich Veränderungsprozess die Schritte starr befolgen. Tatsächlich müssen die Schritte aber an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst werden. Das wiederum kann zu Überforderung führen. Besonders in dynamischen und agilen Unternehmen kann es schwierig werden, das Modell auf die sich schnell ändernden Bedingungen anzupassen.

Insgesamt bietet das 8-Stufen-Modell nach Kotter eine umfassende und strukturierte Herangehensweise für Veränderungsprozesse in Unternehmen, die Führungskräften besonders mit der Hilfe von Expert:innen hilft, Veränderungen erfolgreich umzusetzen und dauerhaft in die Unternehmenskultur zu integrieren.

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