Change Management und Projekte – obwohl sich beides eigentlich wunderbar ergänzt, gibt es in der Praxis eine Reihe von Vorurteilen oder Missverständnissen. Häufig wird davon gesprochen, dass Veränderung ein langanhaltender Prozess sei und daher eher weniger zu der zeitlich begrenzten Sichtweise von Projekten passe. Oder, dass die (klassischen) Methoden des Projektmanagements zu bürokratisch für die dynamischen Prozesse eines Veränderungsvorhabens seien und es beim Change um Menschen gehe.
Veränderungen sind – häufig unausgesprochen – in Projekten nicht gern gesehen. Sie stellen eher eine „Störung“ des geplanten Ablaufs dar, passen wenig zu den auf Effizienz getrimmten Projektplänen und überfordern häufig die meist technisch geprägten Projektmanager. In der Vergangenheit wurde beides zumeist streng voneinander getrennt, beispielsweise in Weiterbildungen und Trainings, praktischer Umsetzung und zugehörigen Rollen und Verantwortlichkeiten.
Dabei können beide Perspektiven eine sinnvolle Symbiose eingehen. In unserem letzten Blog „Change Management und Projektmanagement im Vergleich“, haben wir beide Disziplin ausführlich betrachtet und verglichen. Wieso es sinnvoll ist, Change Management und Projekte zusammenzuführen, erfahren Sie in diesem Blog-Beitrag, der sich auf das Buch „Das Change Management Workbook“ bezieht.
Projektbasiertes Change Management: Strukturierte Ansätze und Vorteile
Geht man Veränderungen in Form eines Projektes an, kann man eine Reihe von Vorteilen erreichen. So stecken Projekte beispielsweise einen Zeitrahmen ab und helfen den Mitarbeitenden und Führungskräften dabei, sich auf die Veränderungen zu konzentrieren, ihre Kräfte entsprechend einzuteilen und anspruchsvolle Ziele zu erreichen. Projekte geben Struktur, sowohl was die zeitliche Reihenfolge von Aktivitäten als auch Rollen und Verantwortlichkeiten angeht. Sie bilden eine soziale Ordnung, die für die Erreichung einer nachhaltigen Zusammenarbeit wesentlich ist. Je strategischer der Change ist, je stärker er auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens einzahlt und somit auch mit den strategischen Zielen abgestimmt werden muss, umso mehr spricht dafür, den Change in Form eines Projektes zu realisieren.
Change Management in Projekten – Dynamik und Gestaltung
Vorteile bringt es auch in der Projektarbeit, wenn Change als integraler Bestandteil der Durchführung des Projektmanagements gesehen wird. Ein Projekt ist laut Definition dazu da, vereinbarte Ergebnisse in einem begrenzten Zeitraum und bei knappen Ressourcen zu erzielen. Sie sind temporäre Formen der Organisation und finden parallel zur Routine statt. Häufig werden Projekte dazu eingesetzt, relativ neuartige und komplexe Aufgabenstellungen zu lösen.
Da Menschen die Arbeit in Projekten erledigen, kann man diese auch als soziales System verstehen, bei denen es vor allem auf soziale Prozesse ankommt, die es auf das Ziel hin zu steuern gilt. Change passiert also schon allein dadurch, dass Menschen im Rahmen eines Projektes zusammenarbeiten. Bewusst oder unbewusst hat jedes Projekt so eine Wirkung auf die Menschen und prägt diese in ihrer Entwicklung. Zielt das Projekt inhaltlich auf die Entwicklung von Menschen, sozialer Systeme sowie deren Struktur, Prozesse und Kultur, dann ist Veränderung Teil der Projektrealisierung und muss entsprechend gemanagt werden.
Change Management und Projekte – Zwei Seiten einer Medaille
Projektmanagement organisiert vor allem die inhaltliche Seite des Projekts, klärt Erwartungen und Ziele, plant und steuert die Umsetzung im Rahmen vorgegebener Termine, Budgets sowie Ergebnisanforderungen – egal ob klassisch oder agil.
Change Management kümmert sich hingegen um die menschliche Seite der Veränderung, klärt den im und durch das Projekt verursachten Change sowie die Maßnahmen, um Veränderungen auf individueller sowie organisatorischer Ebene zu erreichen. Diese Maßnahmen können eine effiziente Change-Kommunikation, Change Management Trainings oder Coachings umfassen. Das können zum Beispiel Kommunikationsmaßnahmen, Training und Coaching umfassen.
Gibt es für Change und Projektmanagement zwei Spezialisten, dann sollten beide über die jeweils andere Disziplin ein grundlegendes Verständnis haben. Verschiedene bekannte Ansätze und Methoden in beiden Disziplin, Change und Projektmanagement heben diese Erkenntnis hervor. So hat die International Project Management Association (IPMA®) in ihrer jüngsten Ausgabe der IPMA® Individual Competence Baseline (IPMA® ICB) ein Kompetenzelement für „Change & Transformation“ aufgenommen, die für Qualifizierung und auch Zertifizierung von Projektpersonal vorgeschrieben wird. Auch Standards im Change Management gehen auf Anforderungen des Projektmanagements ein. So kombiniert beispielsweise das Project Change Triangle von Prosci® Projekt- und Change Management mit Führung, um eine erfolgreiche Umsetzung von Projekten sicherzustellen.
Change und Projekte sind symbiotisch miteinander verbunden. Change wird in Projekten realisiert. Und Projekte beinhalten immer häufiger auch Change. Deshalb ergänzen sich das Change und das Projektmanagement wechselseitig, um die Ziele des Projektes bzw. der Veränderung ganzheitlich zu erreichen. In unserem Blog „Change Management und Projektmanagement im Vergleich“
Sie möchten sich selbst oder Ihre Mitarbeitenden im Change Management weiterbilden? Informieren Sie sich über unsere Change Management Trainings und meistern Sie Veränderungen erfolgreich.
Autor: Prof. Dr. Reinhard Wagner
Mehr Informationen zum „Das Change Management Workbook“ finden Sie hier.
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