PRESSEMITTEILUNG DER TIBA MANAGEMENTBERATUNG
München, 23.01.2018 – Wenn man an Menschenrechte und an Aktivisten denkt, die zum Teil unter Einsatz ihres Lebens daran arbeiten, diese durchzusetzen, ist Projektmanagement nicht unbedingt das Erste, was einem dazu einfällt. Elias Bierdel, Journalist, Autor und ehemaliger Cap-Anamur-Chef, ist solch ein Aktivist. Er ist bekannt aus vielen Projekten, in denen der Kampf um Menschenrechte und Gerechtigkeit eine zentrale Rolle spielen.
Und er hat aus seinen Erfahrungen heraus durchaus Wichtiges, Überraschendes und Provokantes zum Thema Projektmanagement und vor allem zu nachhaltigem Projektmanagement zu sagen. Seine Thesen zu diesem Thema – inklusive der dahinterstehenden Geschichten aus seinem ereignisreichen Leben – hat er uns im Gespräch verraten.
Bei Plänen und Projekten das Ziel im Auge behalten
Menschen helfen zu wollen, stößt oft auf unterschiedlichste Hindernisse. So standen wir bei unserem Vorhaben, Anfang der 2000er Jahre den hungernden Menschen in Liberia Lebensmittel zu bringen, vor massiven Problemen, Transportmittel für die Ladungen zu finden: „Sie wollen mein Schiff chartern, um Lebensmittel ins Kriegsgebiet zu transportieren? Wir sollen an einer Küste anlanden, die voller hungernder und bewaffneter Menschen ist? – Ganz sicher nicht. Nicht mit meinem Schiff und nicht mit meiner Mannschaft.“
Unser Vorhaben wegen dieser Hindernisse aufzugeben, kam nicht in Frage. Also planten wir um: Wenn man kein Schiff chartern konnte, musste eben ein eigenes her. So kam es, dass die Cap Anamur gekauft wurde und sich auf den Weg Richtung Westafrika machte, um zu helfen. Mit ziemlichem Aufwand war es uns sogar gelungen, dass sie unter einer eigens für sie eingeführten Schiffsklasse fuhr. Die Schiffsklasse signalisierte, dass es sich um ein nicht kommerziell genutztes Schiff handelt, sondern um eines, das ausschließlich für humanitäre Projekte eingesetzt wird.
Wenn Du das Leben zum Lachen bringen willst, mach Pläne
Pläne und Projektmanagement sind also sehr wichtig. Aber so manches Mal wirft das echte Leben alles über den Haufen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Rettungsaktion der Cap Anamur, die durch alle Medien ging: Wir waren im Juli 2004 mit dem Schiff auf dem Weg in den Irak, um Hilfsgüter dorthin zu bringen. Und mitten im Mittelmeer stießen wir auf ein Schlauchboot mit defektem Motor und 37 schwarzafrikanischen Flüchtlingen. Wir retteten sie und durften nach Wochen endlich in Sizilien an Land gehen – der Rest ist Geschichte: Kapitän Stefan Schmidt, der 1. Offizier und ich wurden wegen Beihilfe zur illegalen Einreise, also wegen „Schlepperei“ festgenommen und erst nach einem fünfjährigen Prozess freigesprochen. Die Flüchtlinge wurden samt und sonders in ihre Heimatländer zurückgeschickt. In solchen unplanbaren Ad-hoc-Situationen helfen natürlich auch kein Plan und kein Projektmanagement. Was nichts daran ändert, dass sie in vielen anderen Situationen sehr hilfreich sind.
Nachhaltigkeit kann es nur geben, wenn Entwicklungen und ihre Ursachen mutig zu Ende gedacht werden
Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, dürfen wir nicht mit populistischen Aktionen arbeiten, die zu kurz gedacht sind, um wirklich etwas zu verändern. Wir müssen die Verursacher von massiven Problemen auftun, und diese müssen etwas Grundsätzliches ändern. Beschrieben an zwei Beispielen bedeutet das konkret:
Mit bestimmten Hilfsaktionen zementiert man im Prinzip jene Unrechtsverhältnisse, gegen die man eigentlich angehen möchte. Das Bild eines kleinen, schlecht genährten Mädchens mit der Bildunterschrift „Die kleine Siba. Sie hätte so gern einen Brunnen.“ sammelt zwar akut Spenden ein, ist prinzipiell aber sehr zynisch gedacht. Natürlich brauchen die Menschen in den Schwellenländern und Entwicklungsländern Brunnen, aber das ist so selbstverständlich, darüber sollte man gar nicht mehr reden. Warum haben wir für diese Menschen keine anderen Ziele zu formulieren, als dass sie Trinkwasser bekommen? Sie brauchen Breitbandanschluss, sie brauchen Bildung, damit sie sich selbst um ihre Wasserversorgung kümmern können. In solchen Aktionen erkenne ich eine Haltung, die ich zutiefst verabscheuungswürdig finde.
Auf der Cap Anamur hatten wir zwei Seeleute aus Tuvalu, einem Pazifik Atoll. Tuvalu ist der kleinste aller UN-Mitgliedstaaten und einer der ersten Staaten, die infolge des Klimawandels untergehen werden. 12.000 Einwohner – und ihre Heimat verschwindet weiß Gott ohne ihr eigenes Verschulden. Die Verantwortlichen sind bekannt. Und entweder wir schaffen es anhand dieses Beispiels, eine Lösung zu finden, die Mechanismen aufzudecken und die Verantwortlichen finanziell und in jeder anderen Hinsicht in die Pflicht zu nehmen, oder wir verlieren das Projekt Menschheit und Menschlichkeit – was dann eben nicht nachhaltig war.
Was an unserem Unterbewusstsein nachhaltig ist und warum gerade Frauen nachhaltige Projekte voranbringen, verrät Elias Bierdel auf dem Tiba Blog.
Über Tiba
Die Tiba Managementberatung ist die führende Gesellschaft der Tiba-Gruppe. Sie hat sich auf Beratung und Training rund um das Thema Projektmanagement, Change Management und Prozessmanagement spezialisiert. Zudem unterstützt das 2016 gegründete Kompetenz Center Digitale Transformation mit Beratung, Dienstleistung und Bereitstellung von Ressourcen Unternehmen auf dem Weg ins digitale Business.
Seit der Gründung vor fast 30 Jahren wurden über 400 Unternehmen beraten und circa 65.000 Personen trainiert. Zu den Kunden der Tiba zählen Unternehmen aus den Branchen Pharma, Automotive und Logistik, Energieversorgung, Luft-/Raumfahrt, Finanzdienstleistung, Maschinen- und Anlagenbau sowie IT und Telekommunikation. Die Tiba Gruppe hat Gesellschaften in Deutschland, Spanien und in den USA. Mit Projektmanagement-Experten und Partnern aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen ist die Tiba eines der führenden Beratungsunternehmen für Projektmanagement in Deutschland, mit ihrem weltweiten Partnernetzwerk unterstützt Tiba als globaler Projektmanagementpartner viele weltweit agierende Unternehmen.