Wie funktioniert kompetenzbasiertes Lernen?
Basis des kompetenzorientierten Lernens ist ein Kompetenzprofil, das verschiedenste Grund- und Fachkompetenzen abbildet – entweder allgemein oder spezifisch auf ein Unternehmen konkretisiert. Dieses Kompetenzprofil wird in Teilkompetenzen detailliert ausgearbeitet. Hierbei ist es wichtig, dass Teilkompetenzen als beobachtbares Verhalten beschrieben werden. Nur so wird eine Kompetenz auch messbar, denn die Fähigkeit zum selbstorganisierten und kreativen Handeln zeigt sich im konkreten Verhalten. Die Handlung ist somit das Ziel einer Kompetenz, weshalb die Teilkompetenzen entsprechend ausgearbeitet und formuliert werden müssen.
Für ein besseres Verständnis möchten wir diese Differenzierung in Kompetenz, Teilkompetenzen und deren Formulierung beispielhaft an der Kompetenz „Stakeholder Management“ veranschaulichen:
Kompetenz = Stakeholder Management
Teilkompetenzen =
- Stakeholder-Identifikation und -Analyse: Identifiziert relevante Stakeholder und analysiert deren Interessen sowie Einfluss auf das Projekt.
- Stakeholder-Strategie: Entwickelt eine passende Stakeholder-Strategie sowie einen geeigneten Kommunikationsplan und aktualisiert diese kontinuierlich im Verlauf des Projekts.
- Einbindung von Führungskräften: Bindet relevante Führungskräfte, Sponsoren und Management ein. Gewinnt deren Unterstützung und steuert deren Erwartungen erfolgreich.
- Einbindung von Kunden und weiteren Stakeholdern: Bindet Kunden, Partner, Lieferanten und andere Stakeholder ein. Gewinnt deren Unterstützung und steuert deren Erwartungen erfolgreich.
- Netzwerkpflege: Organisiert und pflegt relevante Netzwerke und Verbindungen.
Anhand des Kompetenzprofils und der Frage, welche Kompetenzen an der jeweiligen Stelle im Unternehmen heute und in den nächsten Jahren benötigt werden, werden für das gesamte Unternehmen, einzelne Abteilungen oder bestimmte Rollen Soll-Kompetenzen ermittelt.
Im zweiten Schritt wird der Ist-Zustand der vorhandenen Kompetenzen erhoben. Dies kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen. Die Basis bildet zumeist eine Selbsteinschätzung jeder Person auf dem Kompetenzprofil. Zusätzlich kann diese durch eine Fremdeinschätzung beispielsweise des Vorgesetzten oder von Kollegen ergänzt werden. Hierdurch ergibt sich ein umfassendes Bild des Ist-Zustandes, das sogenannte 360°-Feedback.
Durch den Abgleich von Ist- und Soll-Kompetenzen im Unternehmen sowie bei einzelnen Mitarbeitenden wird deutlich, wo Entwicklungspotenziale liegen. Diese sollten anschließend gezielt mit Lerninhalten gefördert werden, die auf die jeweiligen (Teil-)Kompetenzen abgestimmt sind. Hierfür werden die Lerninhalte anhand einer Lernzieltaxonomie differenziert.
Die bekannte Lernzieltaxonomie nach Bloom (Krathwohl et al., 1987) beinhaltet folgende Stufen: Wissen, Verständnis, Anwendung, Analyse, Synthese und Beurteilung. Angewendet auf die Kompetenzentwicklung, beschäftigen sich Lernende auf den ersten beiden Stufen mit dem Wissenserwerb. Auf den mittleren Stufen werden die Teilkompetenzen praxisbezogen angewandt oder trainiert, um auf den höchsten beiden Stufen im selbstständigen Erfahrungslernen die Kompetenzen weiterzuentwickeln und in der Praxis umzusetzen.
Abb. 1: Lernzieltaxonomie nach Bloom (eigene Darstellung)
Anhand der individuellen Einstufung jedes Lernenden, erhält dieser einen für ihn und seine Kompetenzen individuell abgestimmten Lernpfad auf einer kompetenzbasierten Lernplattform. Statt Lernen nach dem Gießkannenprinzip findet individuell angepasstes, effektives und effizientes Lernen statt, das direkt auf die Kompetenzen einzahlt, welche der Lernende benötigt.
Je nach Kompetenzstufen kommen dabei im individuellen Lernpfad unterschiedliche Lernformate zum Einsatz: E-Learnings, Übungen anhand von Praxisbeispielen, aber auch spezifische Kompetenz-Trainings oder -Coachings. Die Kombination verschiedener Formate im Selbstlernen, aber auch im gemeinsamen, angeleiteten Lernen ermöglicht eine umfassende Kompetenzentwicklung.
Abb. 2.: Schritte im kompetenzbasierten Lernen (eigene Darstellung)