Künstliche Intelligenz (KI) in der Praxis – Aller Anfang ist schwer

ChatGPT, Microsoft Copilot und noch viele weitere KI-Plattformen sind derzeit in aller Munde. Einige Unternehmen wenden die KI-Möglichkeiten in ihrem (Arbeits-)Alltag bereits an, andere wiederum stehen dem noch kritisch gegenüber oder sehen aktuell keinen Bedarf. Die Transformation der Arbeitswelt mittels KI betrifft uns alle. Wir haben es als Kunden mit der KI zu tun, im privaten Umfeld wird viel mit KI experimentiert, aber vor allem in Unternehmen werden wir mit einer Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten der KI konfrontiert.

Die Einführung von KI im Unternehmen ist nicht nur eine technologische Herausforderung, sondern auch ein tiefgreifender Wandel, der die gesamte Organisation betrifft. In diesem Beitrag beleuchten wir, worauf es bei der Einführung und Nutzung von KI im Unternehmen ankommt. Erfahren Sie, warum es für eine jede Organisation zielführend ist, sich mit den Themen KI-Strategie, KI-Governance und einem ganzheitlichen Change Management auseinander zu setzen, um die Potentiale der KI voll auszuschöpfen.

Strategische Einbettung in die Digitalisierungsstrategie

Die Implementierung von KI sollte strategisch in die Digitalisierungsstrategie eingebettet werden. Dabei sind Aspekte wie Ziele, Datenmanagement, technologische Infrastruktur und ein für eine Operationalisierung der KI geeignetes Pilotprojekt zu berücksichtigen.

Klar formulierte Ziele helfen dabei, den Einsatz von KI gezielt zu steuern. Unternehmen sollten zunächst festlegen, was sie mit der Einführung von KI erreichen möchten. Beispielsweise kann das Ziel sein, bestimmte Geschäftsprozesse zu automatisieren, die Kundenerfahrung zu verbessern oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Diese Ziele müssen spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden („SMART“) sein. Eine klare Zielsetzung erleichtert die Auswahl der richtigen KI-Technologien und die Planung der Implementierung. Zudem können Erfolge und Fortschritte besser gemessen und kommuniziert werden.

Des Weiteren sind Daten das Fundament jeder KI-Anwendung. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Daten qualitativ hochwertig, zugänglich und gut strukturiert sind. Es ist wichtig, dass Daten konsistent, vollständig und frei von Fehlern sind, da unzureichende Datenqualität die Leistung von KI-Modellen erheblich beeinträchtigen kann. Zudem ist es hilfreich, wenn Daten so gespeichert werden, dass ein leichter Zugriff und eine möglichst einfache Analyse möglich sind. Eine durchdachte Datenstrategie umfasst auch Aspekte der Datensicherheit und -ethik, um den Schutz sensibler Informationen zu gewährleisten und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Schließlich kann eine robuste Dateninfrastruktur die kontinuierliche Verbesserung und Skalierung von KI-Anwendungen (und allen weiteren Digitalisierungsvorhaben) unterstützen.

Die IT-Infrastruktur sollte leistungsfähig und flexibel genug sein, um KI-Lösungen zu unterstützen. Unternehmen sollten in moderne, skalierbare und zuverlässige Systeme investieren, die die Verarbeitung großer Datenmengen und komplexer Algorithmen ermöglichen. Cloud-Lösungen bieten oft die notwendige Skalierbarkeit und Flexibilität, um schnell auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können. Darüber hinaus sollten die IT-Systeme gut integriert und interoperabel sein, um einen nahtlosen Datenaustausch zwischen verschiedenen Anwendungen und Abteilungen zu ermöglichen. Regelmäßige Aktualisierungen und Wartungen der Infrastruktur sind ebenfalls notwendig, um die Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Systeme zu gewährleisten.

Zuletzt starten Sie mit Pilotprojekten, um die Machbarkeit und den Nutzen von KI in bestimmten Bereichen zu testen, bevor Sie diese großflächig ausrollen. Pilotprojekte ermöglichen es, Risiken zu minimieren und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die in späteren Phasen des Rollouts genutzt werden können. Diese Projekte sollten klar definierte Ziele und Erfolgskriterien haben und in einem begrenzten Umfang durchgeführt werden, um die Kosten und den Aufwand zu kontrollieren. Durch das Testen in einer kontrollierten Umgebung können Unternehmen die Auswirkungen von KI auf ihre Prozesse und Mitarbeitenden besser verstehen und notwendige Anpassungen vornehmen. Die gewonnenen Erkenntnisse und bewährten Praktiken aus den Pilotprojekten können dann als Grundlage für eine breitere Implementierung dienen.

Etablierung einer KI-Governance

Eine effektive KI-Governance stellt unter anderem sicher, das falsche Informationen nicht als vermeintliche Wahrheiten entstehen („Halluzinationen“), verzerrte Algorithmen nicht zu Fehlentscheidungen führen („Bias“), eine möglichst große Transparenz in den KI-Entscheidungsprozessen herrscht, sensible Daten nicht ungeschützt sind (Datenschutzverletzungen), keine unberechtigte Nutzung von geschützten Inhalten entsteht (Urheberrechtsfragen) sowie das Risiko der unbeabsichtigten Verbreitung proprietärer Daten (Datenfreigabe) vermieden wird. Eine KI-Governance sollte die folgenden Punkte abdecken:

Ethischer Einsatz

Stellen Sie sicher, dass KI-Anwendungen ethischen Grundsätzen entsprechen. Dazu gehört der faire Umgang mit Daten, Transparenz in Entscheidungsprozessen und die Vermeidung von Diskriminierung. Unternehmen sollten ethische Leitlinien entwickeln, die den verantwortungsvollen Einsatz von KI regeln. Diese Leitlinien sollten Aspekte wie Datenschutz, Datensicherheit, algorithmische Fairness und die Vermeidung von Verzerrungen berücksichtigen. Es ist auch wichtig, ethische Dilemmata frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Eine Ethikkommission oder ein entsprechendes Gremium kann dabei helfen, ethische Fragen zu überwachen und Empfehlungen für den Umgang mit ihnen zu geben. Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen sind notwendig, um ethische Standards im gesamten Unternehmen zu verankern.

Transparenz

Transparenz in den Entscheidungsprozessen von KI-Systemen ist entscheidend, um Vertrauen zu schaffen. Unternehmen sollten offenlegen, wie und warum bestimmte Entscheidungen durch KI getroffen werden. Dies umfasst die Erklärung der zugrunde liegenden Algorithmen und Datenquellen sowie die Bereitstellung verständlicher Informationen für alle Beteiligten. Durch transparente Prozesse können mögliche Vorurteile und Fehlerquellen identifiziert und adressiert werden. Zudem fördert Transparenz das Verständnis und die Akzeptanz von KI bei den Mitarbeitenden und Kunden. Unternehmen können durch regelmäßige Berichterstattung und Audits sicherstellen, dass ihre KI-Systeme nachvollziehbar und verantwortungsvoll eingesetzt werden. Transparenz schafft Vertrauen und stärkt die Glaubwürdigkeit der KI-Initiativen.

Datenschutz & Datensicherheit

Berücksichtigen Sie regulatorische Anforderungen und stellen Sie sicher, dass Ihre KI-Lösungen diesen entsprechen. Die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften zum Datenschutz, wie der DSGVO, ist von entscheidender Bedeutung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die Rechte der betroffenen Personen respektieren und entsprechende Maßnahmen zum Schutz ihrer Daten ergreifen. Dazu gehört auch die Implementierung technischer und organisatorischer Maßnahmen zur Sicherstellung der Datensicherheit. Regelmäßige Überprüfungen und Audits der Datensicherheitspraktiken sind notwendig, um Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben. Darüber hinaus sollten Mitarbeitende regelmäßig in den relevanten Vorschriften und Best Practices geschult werden. Ein effektives Datenschutz- und Datensicherheitsmanagement schützt sensible Informationen und stärkt das Vertrauen der Kunden und Partner.

Qualitätskontrolle

Entwickeln Sie Standards und Richtlinien für die Entwicklung und Implementierung von KI-Lösungen, um die Qualität und Zuverlässigkeit sicherzustellen. Diese Standards sollten Best Practices für Datenverarbeitung, Modellierung und Validierung umfassen. Es ist wichtig, regelmäßige Überprüfungen und Audits durchzuführen, um sicherzustellen, dass die KI-Anwendungen den festgelegten Qualitätskriterien entsprechen. Zudem sollten Mechanismen zur kontinuierlichen Verbesserung etabliert werden, um auf neue Erkenntnisse und technologische Entwicklungen reagieren zu können. Ein robustes Qualitätsmanagementsystem hilft dabei, Vertrauen in die KI-Anwendungen zu schaffen und deren Akzeptanz im Unternehmen zu erhöhen. Durch die Implementierung von Qualitätskontrollen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre KI-Systeme effizient und fehlerfrei arbeiten.

Compliance

Stellen Sie sicher, dass Ihre KI-Lösungen allen relevanten rechtlichen und regulatorischen Anforderungen entsprechen. Dies umfasst nicht nur einschlägige Datenschutzgesetze, sondern auch branchenspezifische Vorschriften und internationale Standards. Unternehmen sollten ein Compliance Framework entwickeln, das die Einhaltung dieser Anforderungen überwacht und sicherstellt. Regelmäßige Schulungen und Updates für Mitarbeitende sind notwendig, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten über die aktuellen Vorschriften informiert sind. Zudem sollten Unternehmen Mechanismen zur Überwachung und Berichterstattung über Compliance-Verstöße implementieren. Ein proaktives Compliance Management schützt das Unternehmen vor rechtlichen Risiken und stärkt das Vertrauen der Stakeholder in die KI-Initiativen.

Die Rolle von Change Management

Die Einführung von KI ist ein tiefgreifender Wandel, der sorgfältig gesteuert werden sollte. Dazu zählt eine offene und transparente Kommunikation über die Ziele und Auswirkungen der KI-Einführung. Dies hilft, Ängste zu reduzieren und Akzeptanz zu schaffen. Regelmäßige Updates und Informationen über den Fortschritt und die Vorteile der KI-Nutzung sind wichtig, um das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen. Offene Kommunikationskanäle ermöglichen es den Mitarbeitenden, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern. Führungskräfte sollten eine klare Vision vermitteln und die Bedeutung der KI-Initiativen für das Unternehmen und die einzelnen Mitarbeitenden erläutern. Transparente Kommunikation schafft eine Kultur der Offenheit und unterstützt den Veränderungsprozess.

Des Weiteren gilt es die Mitarbeitenden in den Veränderungsprozess einzubeziehen. Dies fördert das Engagement und die Bereitschaft, den Wandel mitzutragen. Durch Workshops, Schulungen und Feedbackrunden können die Perspektiven und Erfahrungen der Mitarbeitenden berücksichtigt und dadurch praxisnahe und akzeptierte Lösungen entwickelt werden. Beteiligung schafft Ownership und hilft, Widerstände abzubauen. Zudem können Mitarbeitende als Botschafter des Wandels fungieren und ihre Kolleg:innen motivieren und unterstützen. Ein inklusiver Ansatz stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit im Unternehmen.

Investieren Sie in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden. Sie sollten die notwendigen Fähigkeiten entwickeln, um mit KI-Systemen effektiv arbeiten zu können. Dazu gehören sowohl technische Kenntnisse im Umgang mit spezifischen KI-Tools als auch Verständnis für die zugrunde liegenden Konzepte und Methoden. Schulungsprogramme sollten praxisorientiert sein und den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, das Gelernte direkt anzuwenden. Darüber hinaus ist es wichtig, kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, um mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Durch gezielte Schulungen können Mitarbeitende ihre Kompetenzen erweitern und ihre berufliche Entwicklung vorantreiben.

KI-Anwendungen werden ihre Kultur des Lernens und der Innovation maßgeblich wandeln – zum Positiven. Mitarbeitende sollten ermutigt werden, neue Technologien auszuprobieren und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dies erfordert eine offene und unterstützende Unternehmenskultur, die Experimente und Fehler zulässt. Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle, indem sie als Vorbilder agieren und die Bereitschaft zur Veränderung vorleben. Regelmäßige Innovationsworkshops und interdisziplinäre Teams können den Austausch von Ideen und die Entwicklung neuer Lösungen fördern. Eine Kultur, die Veränderungen positiv gegenübersteht und Lernprozesse unterstützt, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der KI-Einführung.

Befähigung von Mitarbeitenden

Die Einführung von KI erfordert neue Kompetenzen und Fähigkeiten, die Personen, Teams und die ganze Organisation erst erlernen müssen. Daher braucht es eine technische Schulung. Vermitteln Sie technische Fähigkeiten, um KI-Tools und -Systeme effektiv nutzen zu können. Dies kann Schulungen in Datenanalyse, maschinellem Lernen oder spezifischen KI-Softwarelösungen umfassen. Die Schulungsprogramme sollten auf die unterschiedlichen Kenntnisstände und Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt sein. Hands-on-Workshops und praktische Übungen helfen dabei, das erlernte Wissen direkt anzuwenden und zu vertiefen. Zusätzlich können Online-Kurse und E-Learning-Plattformen flexible Lernmöglichkeiten bieten. Durch regelmäßige Schulungen bleiben die Mitarbeitenden auf dem neuesten Stand der Technik und können die KI-Systeme effektiv in ihrer täglichen Arbeit einsetzen.

Neben technischen Fähigkeiten sind auch Soft Skills wichtig. Fördern Sie kreatives Denken, Problemlösungsfähigkeiten und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams. Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um komplexe Probleme zu lösen und innovative Lösungen zu entwickeln. Trainingsprogramme können Workshops zu Design Thinking, agilen Methoden oder kollaborativem Arbeiten umfassen. Zudem sollten Kommunikationsfähigkeiten und Führungskompetenzen gestärkt werden, um den Umgang mit Veränderungen und die Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Soft Skills sind ein wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Entwicklung der Mitarbeitenden und tragen zur erfolgreichen Implementierung von KI bei.

Praktische Lernmöglichkeiten beispielsweise durch Projekte, in denen Mitarbeitende direkt mit KI-Technologien arbeiten können, sollten Sie im Rahmen von Learning-on-the-Job etablieren. Diese praxisorientierten Ansätze ermöglichen es den Mitarbeitenden, das Gelernte in realen Szenarien anzuwenden und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Mentoring-Programme und Peer-Learning-Gruppen können den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit fördern. Zudem können rotierende Aufgaben und Projekte dazu beitragen, dass Mitarbeitende verschiedene Aspekte der KI-Nutzung kennenlernen und ihre Fähigkeiten vielseitig einsetzen können. Learning-on-the-Job unterstützt die kontinuierliche Entwicklung und Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden an neue technologische Herausforderungen.

Abb. 1: Ganzheitlicher Ansatz zur Integration von KI in Unternehmen (eigene Darstellung)

Fazit

Die Einführung von KI in Unternehmen ist ein komplexer Prozess, der sorgfältige Planung und Umsetzung erfordert. Durch die Integration in die Digitalisierungsstrategie, die Etablierung einer soliden KI-Governance, ein effektives Change Management und die Befähigung der Mitarbeitenden können Unternehmen die Vorteile der KI voll ausschöpfen. KI kann nicht nur Effizienz und Produktivität steigern, sondern auch neue Innovationsmöglichkeiten eröffnen, wenn sie richtig eingesetzt wird. Ein ganzheitlicher Ansatz, der technologische, ethische und menschliche Aspekte berücksichtigt, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der KI-Integration in Unternehmen.

Autoren:

  • Adam Galgenmüller, Senior Consultant bei Tiba Managementberatung GmbH
  • Prof. Dr. Reinhard Wagner, Geschäftsführer der Tiba Group Services GmbH und der Tiba Managementberatung GmbH

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