Gerade in der Logistikbranche spielt Technik seit jeher eine wichtige Rolle – angefangen bei Lagerarbeiten über die Supply Chain bis hin zu Just in Time Dienstleistungen. Dabei entwickelt sich dieser Bereich kontinuierlich weiter. Die Schmitz Cargobull AG hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Transformation voranzutreiben und ihren Kunden damit stets pass- und punktgenaue Produkte und Leistungen anzubieten. Was sie auf dem Weg ins digitale Logistik-Zeitalter schon alles erreicht haben und welche Learnings sie daraus gezogen haben, verrät Andreas Schmitz, Vorstandsvorsitzender CEO, im Gespräch.
Die Zusammenfassung Ihres Vortragsthemas lässt vermuten, dass Ihr Unternehmen die digitale Transformation schon sehr weit vorangetrieben hat. Was würden Sie sagen, wie weit ist Ihr Unternehmen damit und worin sehen Sie die größten Vorteile?
Wir haben digitale Angebote und Funktionen wie Ersatzteilbestellung, Kundenportal sowie Telematik-Funktionen schon seit Jahren im Einsatz. Auch unsere Produkte sind schon mit diversen digitalen Features ausgestattet. Wir sind gut unterwegs, fokussieren derzeit verschiedenste Konzernaktivitäten und bringen sie ausgerichtet in eine Gesamtstrategie. Unsere digitalen Features – bei den Produkten, den Internetaktivitäten und in unserer eigenen Wertschöpfungskette – bringen den Kunden messbare Erfolge für ihre Geschäftsprozesse und reduzieren deren Kosten. Wir bauen damit unsere Position als Innovationsführer im Trailer-Geschäft weiter aus.
Sie sind der Meinung, dass das Projektmanagement im Zusammenhang mit der Realisierung der Digitalisierung noch einmal wichtiger geworden ist. Womit haben Sie früher begonnen – mit dem agilen Projektmanagement oder der Digitalisierung?
Die Komplexität und Vielzahl der Projekte erfordert definitiv ein konsistentes Projektmanagement inklusive eines Projektportfolio-Managements. Zudem verlangt die Schnelllebigkeit der Markt- und Technologieentwicklung auch ein agiles Vorgehen. Die Digitalisierung ist eine laufende Entwicklung. Wir sehen aber, dass agiles Projektmanagement diesen Prozess im gesamten Konzern unterstützt und vorantreibt. Erste Schritte zur Einführung sind gemacht, weitere Planungen laufen.
Warum ist das eine ohne das andere nicht denkbar?
Wir können das gut an unserer derzeitigen Situation festmachen. Wir haben sehr viele digitale Aktivitäten – teilweise dieselben an verschiedenen Standorten, aber unabhängig voneinander. Ein professionelles Projektmanagement ist hier also dringend erforderlich.
Welche Anforderungen muss das Projektmanagement Ihrer Ansicht nach erfüllen, um die von Ihnen beschriebenen Digitalisierungsprozesse erfolgreich umzusetzen?
Projektmanagement muss agil sein und ein Projektportfolio-Management beinhalten, sodass sowohl die Hierarchie zwischen den Projekten ersichtlich ist als auch die Ausrichtung auf die strategischen Ziele des Unternehmens gewährleistet ist. Es muss uns in die Lage versetzen, internationale Projekte aus verschiedenen Standorten und Funktionen zu planen und zu steuern.
Sie sprechen von einer Strategie oder einer Umsetzungs-Roadmap, um auf verändertes Konsumentenverhalten zu reagieren. Können Sie in kurzen Zügen die Umsetzungs-Roadmap von Schmitz Cargobull beschreiben?
Durch ständiges aktives Beobachten der für uns relevanten Märkte registrieren wir geänderte Anforderungen. Wir bieten unseren Kunden Lösungen, die die Total Cost of Ownership reduzieren, vereinfachen das Handling unserer Produkte, stellen den Kunden für ihre Prozesse notwendige Daten zur Verfügung und erleichtern über eine umfassende Plattform den Kontakt und Informationsbedarf zwischen uns und unseren Kunden (Partnern). Zudem gestalten wir unsere internen Prozesse durch digitale Methoden und Tools effizienter.
Wie muss sich Ihrer Meinung nach die Unternehmenskultur in Zeiten der Transformation oder des Changes verändern? Was bedeutet das für die einzelnen Mitarbeiter?
Die Mitarbeiter und der Betriebsrat müssen intensiv in die Überlegungen und in die Umsetzung eingebunden sein. Es gibt so viele Halbwahrheiten und Gerüchte speziell zur Sicherheit von Arbeitsplätzen in diesem Umfeld, da muss man rechtzeitig durch gute Informationen Ängste abbauen und gemeinsam Lösungen finden. Das Arbeitsleben im Unternehmen wird sich durch die Digitalisierung deutlich ändern. Denken wir nur an Themen wie Home-Office, neue Beschäftigungsformen oder das Thema Arbeitszeit zwischen Flexibilisierung sowie Entgrenzung und vieles mehr. Hier müssen rechtzeitig Diskussionen mit dem Betriebsrat stattfinden und gemeinsam Lösungen gefunden werden.
Wann haben Sie mit den digitalen Transformationsprozessen in Ihrem Unternehmen begonnen? Was sind Ihre Lessons Learned?
Von einem digitalen Transformationsprozess sprechen wir seit ca. zwei Jahren. Die digitale Transformation beeinflusst die gesamte Unternehmensstrategie und ist hier integraler Bestandteil. Eine entsprechende Organisation wurde aufgebaut, ein agiles Projektmanagement muss konsequent eingeführt werden.
Welche Tipps würden Sie anderen Unternehmen mit auf den Weg geben, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen?
Stellen Sie sich der Herausforderung aktiv, nehmen Sie – wenn erforderlich – kompetente Hilfe in Anspruch. Verzetteln Sie sich nicht, nehmen Sie sich die Zeit, das Thema strategisch zu beleuchten und dann konsequent umzusetzen. Hinterfragen Sie Aktivitäten kritisch auf ihren Mehrwert hin. Man muss nicht jeden Hype mitmachen. Digitale Transformation heißt auch, zum richtigen Zeitpunkt „Nein“ zu sagen.
KURZBIOGRAFIE:
Andreas Schmitz, begann seine Karriere als Exportmanager eines spanischen Baukran-Herstellers. Nach seinem MBA-Studium in Chicago war er bei der Boston Consulting Group als Projektleiter tätig. Seit 2001 arbeitet er bei Schmitz Cargobull. Als Vorstandsvorsitzender verantwortet er die Ressortaufgaben Unternehmensstrategie, Public Relations, Emerging Markets, Schmitz Cargobull Wuhan (China) und die Value Added Services.