Radical Collaboration® ist ein innovativer Ansatz, der Unternehmen dabei unterstützt, eine tiefgreifende kulturelle Veränderung zu erleben. In einem dreitägigen Workshop haben Mitarbeitende die Möglichkeit, die Potenziale guter Zusammenarbeit hautnah zu erfahren. Der Begriff „Radical Collaboration“ mag zunächst verwirrend erscheinen – Was hat „radikal“ mit guter Zusammenarbeit zu tun? Tatsächlich geht es nicht um Rücksichtslosigkeit oder extreme Maßnahmen. Der Begriff „radikal“ leitet sich vom lateinischen Wort „radix“ ab, was „Wurzel“ bedeutet. Dieser Ansatz, entwickelt von Jim Tamm und Ron Luyet, zielt darauf ab, die Zusammenarbeit von Grund auf neu zu gestalten.
Im Mittelpunkt von Radical Collaboration® steht die Entwicklung einer Haltung, die wir aus dem Mannschaftssport kennen: Jeder im Team hat seine Berechtigung, und nur gemeinsam können wir unsere Ziele erreichen. In vielen Unternehmen hat sich ein Silodenken etabliert, das aus verschiedenen Gründen entstanden ist. Diese Barrieren abzubauen, ist ein zentrales Ziel des Radical Collaboration® Workshops. Statt isolierte Lösungen zu finden, die nur einer einzelnen Einheit zugutekommen, streben wir pragmatische Lösungen an, die dem gesamten Unternehmen helfen.
Radical Collaboration® basiert auf fünf zentralen Elementen:
- Kooperationsbereitschaft: Die Bereitschaft, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
- Offenheit: Ein offenes Ohr für die Ideen und Perspektiven anderer.
- Selbstverantwortung: Jeder übernimmt Verantwortung für sein Handeln und dessen Auswirkungen auf das Team.
- Achtsamkeit: Sensibilität für die Bedürfnisse und Gefühle der Teamkolleg:innen.
- Interessenbasierte Problemlösung: Fokussierung auf die gemeinsamen Interessen, um nachhaltige Lösungen zu finden.
In traditionellen Unternehmen wird oft die Einzelleistung betont, die sich in persönlichen Zielen widerspiegelt. Es könnte angenommen werden, dass der Erfolg eines Unternehmens aus der Summe dieser Einzelerfolge resultiert. Doch spätestens seit der New- Work-Bewegung ist klar, dass Einzelziele zu konkurrierendem Verhalten führen können. Radical Collaboration® setzt daher auf die Erkenntnis, dass der Erfolg eines Unternehmens eng mit der Qualität der Zusammenarbeit seiner Mitarbeitenden verknüpft ist.
Veränderungen sind unmittelbar sichtbar – Ein Praxisbeispiel
„Was habt ihr denn mit den Kollegen und Kolleginnen aus der Produktion gemacht?“, fragte Sophie, eine Mitarbeiterin aus dem Produktmanagement eines Automobilzulieferers, die Personalentwicklerin Maria.
„Was meinst Du damit?“, erwiderte Maria.
„Ich habe eine E-Mail von Matthias aus der Produktion bekommen. Er fragte, wie wir nun mit der Situation umgehen sollen und ob wir uns nicht einmal zusammensetzen können, um eine gute Lösung zu finden. Am Ende wünschte er mir noch einen guten Tag und freute sich auf unsere Zusammenarbeit. Ich musste die E-Mail zweimal lesen – ich hatte wieder mit Widerstand und Schuldzuweisungen gerechnet“, antwortete Sophie.
„Freu dich doch einfach darüber, dass er versucht mit Dir zusammenzuarbeiten“, entgegnete Maria.
In dem Unternehmen dieser beiden Mitarbeiterinnen gab es häufig Differenzen zwischen der Produktion und dem Produktmanagement. Die Entwicklungen des Produktmanagements passten angeblich oft nicht zu den Produktionsprozessen, was zu Widerstand seitens der Produktion führt – ein Widerstand, der viel Energie kostete und die beiden Abteilungen zunehmend voneinander entfernte. Um diesen Widerständen entgegenzuwirken und die Kooperation zwischen beiden Abteilungen zu fördern, wurde mit dem Team der Produktion ein Radical Collaboration® Workshop durchgeführt. Das Ergebnis ist deutlich in oben genannter Konversation zu erkennen: Ein kooperatives Mindset seitens der Produktion.
Die kulturellen Zonen als Schlüssel zu psychologischer Sicherheit im Unternehmen
Das Konzept der Radical Collaboration® entstammt einem Mediationsansatz des kalifornischen Arbeitsrichters Jim Tamm, der in den 80er Jahren zahlreiche Arbeitskonflikte schlichten musste. Seine Überzeugung: Ein grundsätzlich kooperatives Mindset fördert nicht nur den Erfolg des Unternehmens, sondern hilft auch, ermüdende Konflikte zu vermeiden.
Dieses Mindset basiert auf verschiedenen Kulturzonen, die die Zusammenarbeit prägen: Die „rote Zone“ ist geprägt von offenem, aggressivem Verhalten. Die „rosa Zone“ zeigt sich durch passiv-aggressives Verhalten, während die „grüne Zone“ auf einem kollaborativen, respektvollen Umgang miteinander basiert.
Die „rote Zone“ steht für eine Zusammenarbeit, die von Misstrauen geprägt ist, was das Erreichen gemeinsamer Ziele erschwert. Sie führt zu offenem Widerstand und Kämpfen innerhalb eines Unternehmens.
Die weit verbreitete „rosa Zone“ vermittelt auf den ersten Blick ein harmonisches, freundliches Miteinander, doch auch hier werden keine gemeinsamen Lösungen gefunden, da der Fokus auf dem Erhalt der Harmonie liegt. Langfristig beeinträchtigt dieses Verhalten die Problemlösungsfähigkeit der Mitarbeitenden, da – ähnlich wie in der roten Zone – jeder vor allem seine eigenen Ziele verfolgt.
Die „grüne Zone“ hingegen zielt darauf ab, gemeinsame Lösungen zu finden. Sie fördert das Verständnis für die Bedürfnisse und Perspektiven anderer und arbeitet daran, eine gemeinsame Schnittmenge herauszuarbeiten. In dieser Zone wird kontrovers, aber konstruktiv diskutiert. Das zugrunde liegende Mindset lautet: „Ich bin okay – Du bist okay. Lass uns gemeinsam schauen, wie wir zum Ziel kommen.“ Diese Haltung findet sich auch im agilen Mindset wieder.
Cultural Transformation: Der Tiba-Ansatz
Die DNA einer Firma ist ihre Unternehmenskultur. Sie beeinflusst maßgeblich, wer im Unternehmen arbeitet, wie stark sich die Mitarbeitenden mit dem Unternehmen identifizieren, welche Ziele gemeinsam erreicht werden und wie transformationsfähig das Unternehmen ist. Bei der Tiba sehen wir die nachhaltige Weiterentwicklung der gelebten Kultur als essenziellen Bestandteil von Transformationsprojekten.
Abb. 1: Das Tiba-4-Achsenkreuz® (eigene Darstellung)
Die Unternehmenskultur ist in der Regel die Summe etablierter Verhaltensmuster, Denkweisen und der Bereitschaft zur Kooperation. Die daraus resultierenden Werte und Normen prägen die Entscheidungen und Verhaltensweisen im gesamten Unternehmen und wirken kooperationsfördernd oder -blockierend.
Hier setzen wir an und analysieren zunächst die gelebte Kultur, die oft von der gefühlten oder gewünschten Kultur abweicht. In einem gemeinsamen Workshop führen wir eine Gap-Analyse durch und erarbeiten unterschiedliche Wege, um zu einer gewünschten Kultur der Zusammenarbeit zu gelangen.
Wir unterstützen und begleiten Sie bei der Entwicklung einer passgenauen Unternehmenskultur, die mit Ihrer Unternehmensstrategie, den Werten Ihrer Mitarbeitenden und Ihrer Unternehmensgeschichte im Einklang steht. Dabei betrachten wir Ihr Unternehmen stets als Ganzes, entlang vier entscheidender Faktoren (siehe Abb. 1).
Kontaktieren Sie hierzu gerne unsere Expert:innen!
Autorin: Corinna Dalnodar, Management Beraterin bei Tiba Managementberatung GmbH
Quellen:
Tamm, J. W. & Luyet, R. J. (2019). Radical Collaboration. 2nd edition, HarperCollins Leadership.
YouTube (2022). Negotiating in difficult situations with Jim Tamm [Video]. YouTube. Unter https://www.youtube.com/watch?v=vjSTNv4gyMM [abgerufen am 09.09.2024].