Agilität

Wie wirkt sich der Trend „Agilität“ auf das Projektmanagement aus?

- Tiba Magazin 2017 - 

Ziel des agilen Projektmanagements ist es, die Wirtschaft wieder mehr am Menschen auszurichten. Denn nur so lässt sich die Wertschöpfung in Zeiten komplexer Umfelder und sich ständig ändernder Rahmenbedingungen optimieren. Was bedeutet dies für das Projektmanagement?

Alle wollen auf einmal „agil“ werden … Aber was heißt das eigentlich? Das Wort „agil“ wurde v.a. durch das Agile Manifesto (2001) geprägt, das von Software-Entwicklern erstellt wurde. Diese fanden für sich heraus, dass sie bei ihrer Entwicklung den Menschen mehr in den Mittelpunkt stellen und die Kollaboration im Team fördern, weniger Bürokratie und damit schnellere Ergebnisse haben und mit dem Kunden enger und vertrauensvoller zusammenarbeiten wollten. Gleichzeitig war für sie kontinuierliche Veränderung etwas ganz Natürliches. Seitdem hat sich das Wort „agil” und das damit verbundene Mindset schnell ausgebreitet und wurde schlichtweg zum Synonym für schnelles, unbürokratisches und selbstorganisiertes „was auch immer” – und erobert seitdem auch das Projektmanagement.

Alexander Koschke

Was bedeutet dies nun konkret? Wird Scrum nun das oft als zu starr und unflexibel geltende Projektmanagement in Zukunft ablösen? Nein – wer sich „Agilität” im Projektmanagement wünscht, braucht mehr als Scrum. Vielmehr wird das PM der Zukunft verschiedene „agile” Ansätze, darunter auch Design Thinking, KANBAN, Lean und andere integrieren und nutzen, um sich selbst neu zu erfinden.

Bei all den Ansätzen geht es primär darum, die Wirtschaft wieder mehr am Menschen auszurichten, den Kunden und den Mitarbeiter stärker in den Mittelpunkt zu stellen, um die Wertschöpfung in Zeiten komplexer Umfelder und sich ständig ändernder Rahmenbedingungen zu optimieren.

Dabei liegen den verschiedenen Ansätzen zu Agilität immer wieder bestimmte Prinzipien zu Grunde:

Die 7 Prinzipien von Projektmanagement 4.0

1. Freiwilligkeit

Damit sich Projektleiter und -mitarbeiter auf das gemeinsame Ziel konzentrieren können, müssen sie freiwillig an dem Projekt mitarbeiten. Wer einfach eingeteilt oder zugeordnet wird, identifiziert sich nicht mit den Projektzielen. Gleichzeitig funktioniert Selbstorganisation am besten, wenn die Individuen im Team freiwillig ihre jeweiligen persönlichen Stärken einbringen.

2. Geschützter Rahmen

Das Team braucht entsprechenden Frei-Raum und eigenverantwortliche freie Zeiteinteilung, um sich, geschützt vor dem Tagesgeschäft und sonstigen Erwartungen außerhalb des Projektes voll auf die Projektziele konzentrieren zu können.

3. Echtes Team

Das Team arbeitet eng zusammen und hat den starken Willen, gemeinsam das Projektziel zu erreichen. Die Mitglieder unterstützen sich dazu gegenseitig, jeder bringt seine Stärken ein.

4. Supportive Management

Die Führungskraft unterstützt den Projektleiter und das Team. Sie befähigt das Team zur Selbstorganisation und steht im Hintergrund bereit, um bei Bedarf zu helfen.

5. Iterate to Wow

Begeistern Sie Kunden. Erzeugen Sie beispielsweise einen Prototypen, der erlebbar ist und nähern Sie sich dann schrittweise iterativ der gewünschten Lösung.

6. Kundennutzen

Echter Nutzen schafft langfristige Kundenbindung. Dabei geht es weniger um das perfekte Produkt als um den perfekten Match von Produkt- oder Dienstleistung zu den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des (internen oder externen) Kunden.

7. Übergreifende Abstimmung

Es gibt nur wenige Projekte, die ohne Koordination mit anderen Teams, der restlichen Organisation oder den Fachabteilungen umgesetzt werden können. Die Schnittstellen des Projektes mit dem Rest der Organisation professionell zu managen ist eine hohe Führungskunst, aber vermeidet bzw. verringert bestmöglich ungeplante Störfaktoren.

Für die meisten Unternehmen wird die Anwendung der vorgestellten Prinzipien mit der damit verbundenen Selbstorganisation der Teams und dem Supportive Management mit einem großen Mindset-Change verbunden sein. Eine Umsetzung von heute auf morgen ist damit nicht möglich. Die Agilisierung des Projektmanagements sollte deshalb so erfolgen, das jede Organisation den für sie passenden Grad an Agilität definieren und Schritt für Schritt den Change vorantreiben kann, ohne dabei die Organisation zu überfordern. Ganz den Prinzipien folgend sollte auch hier iterativ vorgegangen, verschiedene PM-Ansätze individuell kombiniert und das Kundenfeedback kontinuierlich eingearbeitet werden.

Eines sollte dabei nie vergessen werden: Es geht nicht um klassisch oder agil, sondern darum, das bestehende Projektmanagement mit ausreichend „Agilität“ anzureichern, um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden.

Bei der Umsetzung der Prinzipien ist dabei jeder Einzelne gefragt. Was die einzelnen Funktionen tun können, lesen Sie in unserem White Paper „Wie wirkt sich der Trend „Agilität“ auf das Projektmanagement aus?“, das Sie hier downloaden können sowie in einer Serie bestehend aus kurzen Inputs und Beiträgen zur Umsetzung in die Praxis: „Agility to Go“.