Ein Prinzip zum Agilisieren von Projektmanagement heißt „Geschützter Rahmen“. Auch wenn in unserem Bereich noch nicht Scrum eingeführt ist und wir nicht jeweils zwei Wochen lang „ungestört“ arbeiten können, können wir aktiv werden. Dieser Beitrag beschäftigt sich daher mit Fragen wie der notwendige „geschützte Rahmen“ im Alltag umgesetzt werden kann und was sich hinter dem „Time Boxing“ verbirgt.
Wir können uns in kleinen Schritten einen geschützten Rahmen schaffen, in dem wir uns ungestört um strategisch wichtige und kreative Dinge kümmern. Hier einige Beispiele:
Wichtig ist dabei immer sich eine „Time Box“ zu setzen, das heißt, einen zeitlichen Rahmen festzulegen, wo Start und Ende bewusst gesetzt und auch eingehalten werden. Am besten am Ende der Zeit kurz reflektieren und optimieren, um seine persönlichen Vorlieben und Flow Momente immer besser kennen zu lernen.
Mit solchen kleinen Interventionen kann jeder sofort anfangen agiler, selbst-bestimmter und damit effektiver zu werden.
Viele empfinden Time Boxing zuerst mal als Stress. „Ständig unter Zeitdruck sein“, „Immer gibt es eine Deadline“ … sind oft gehörte Beschwerden. Dabei kann eine Time Box, das heißt eine vorher festgelegte Zeitspanne, etwas sehr Entspannendes sein.
Anstatt zu denken „Ich muss jetzt in 90 Minuten das und das fertig bekommen“, kann eine Time Box auch als ein geschützter Rahmen gesehen werden. In diesen 90 Minuten haben Tagesgeschäft, Telefon, Handy oder nervige Kollegen keine Chance. Stattdessen kann ich 90 Minuten endlich mal durchatmen und mich komplett ungestört nur dieser einen Sache widmen!
So wird aus der ständig im Hinterkopf drohenden „Dead Line“ eine erfrischende Oase, ein Urlaub vom Alltagswahnsinn! Dazu sind jedoch ein paar Dinge wichtig:
- Definierte Aufgaben: Ähnlich wie im Scrum der Sprint geschützt sein muss und keiner den Sprint Backlog während des Sprints verändern darf, muss auch hier die Aufgabe, die ich in meiner Time Box erledigen möchte, fix sein und darf sich nicht erweitern! Deswegen auch unbedingt eMails und Telefon während dieser Zeit ausschalten, sonst funktioniert Time Boxing nicht.
- Priorisieren und Abschließen: Eine Time Box zwingt mich dazu, zu priorisieren („Ich habe ja nicht ewig Zeit“) und Dinge abzuschließen. In Zeiten des Multitaskings ist das Gefühl, etwas abzuschließen sehr befriedigend und motiviert, mehr Dinge abschließen zu wollen. Nur 90 Minuten eMails abzuarbeiten aus einem nie endenden Posteingang fühlt sich eher wie Sisyphus-Arbeit an und ist auf Dauer nicht zufriedenstellend. Also lieber das Wichtigste abgeschlossen als alles angefangen …
- Ruhe nach getaner Arbeit genießen: Ich nehme mir eine bestimmte Sache vor – und wenn ich sie erledigt habe, bin ich fertig. Die restliche Zeit kann ich mich über das Ergebnis freuen, Pause machen und mich erholen. Die kleinen Minipausen mit positiven Gefühlen sind sehr wohltuend für Körper und Seele und ein wesentlicher Bestandteil des Time Boxing.
Egal wie lang die Time Box ist und ob ich sie zum Abarbeiten von wichtigen kreativen Aufgaben, für Meetings oder für Trainings nutze: es wird sich am Anfang ungewohnt anfühlen.
Der Nutzen kommt nur, wenn ich mir entschlossen den geschützten Rahmen schaffe und die paar wichtigen Regeln einhalte.