Stolpersteine auf dem Weg zur Agilität – Teil 2

– Expertentipps –

Agiles Projektmanagement hat seine eigenen Regeln. Was aber passiert, wenn diese Prinzipien nicht beachtet werden? In dieser Serie befasst sich unser Experte für Agiles Projektmanagement, Alexander Koschke, mit Stolpersteinen, denen er in Praxis immer wieder begegnet.

Tiba Magazin – Ausgabe 2/2018

Teil 1 (Ausgabe 1/2018): Destruktion und Demotivation
Teil 2 (Ausgabe 2/2018): Chaos, Diskussion und Ineffizienz
Teil 3 (Ausgabe 1/2019): Verzetteln, Ineffektivität und Insolation

Weitere Praxistipps wie Agilität im Alltag gelebt werden kann, finden Sie auch in unserer Serie Agile To Go

Nur wer die Regeln kennt, kann sie auch brechen – dies trifft auch auf das agile Projektmanagement zu. Denn nur wenn ich die sieben Prinzipien kenne, weiß ich, warum und wofür sie wichtig sind – und ob bzw. wie weit ich sie ignorieren kann, ohne das Ergebnis meiner Arbeit zu gefährden. Sie komplett zu ignorieren ist mehr als problematisch. Dies zeigt der Projektalltag immer wieder. Es lohnt sich deshalb auf jeden Fall, die Prinzipien Stück für Stück in den Alltag zu integrieren. Warum? Lesen Sie selbst!

Ohne echtes Team? Stolpersteine Chaos und Diskussion

Echte Innovation in disruptiven Märkten entsteht durch die Kombination völlig neuer Bereiche und das Generieren neuer Lösungen, die durch die Trennung der Bereiche bisher nicht möglich erschienen. Ohne ein echtes Team, das gelernt hat, Vorurteile zu überwinden, gemeinsam Konflikte zu durchleben und sich auf völlig neue Perspektiven einzulassen, wird deshalb nichts wirklich Neues entstehen. Die großen Chancen der Selbstorganisation werden nicht genutzt.

Stellen Sie sich viele unterschiedliche Menschen in einem geschützten Rahmen, die alle sehr engagiert sind, aber nicht zu Teambuilding bereit sind. Bei dem Versuch, die eigene Lösung durchzusetzen, werden sie endlos diskutieren, sich bekriegen und im Chaos enden. Neues entsteht nicht im „entweder oder“, sondern im „sowohl als auch“. Eine echte Teamlösung beinhaltet Teile jedes einzelnen Mitglieds und ist etwas komplett Neues. Nur so ist gewährleistet, dass auch jedes Mitglied „Collective Ownership“ empfindet. Ist das nicht gegeben, wäre es besser, der Chef sagt, wer was zu tun hat und jeder trägt seinen Beitrag zur Lösung des Chefs bei.

Ohne „Collective Ownership“ wird jeder versuchen, seinen Teil zu machen und das Team wird sich nicht gegenseitig unterstützen. So entstehen Bottlenecks und damit Über- bzw. Unterforderung einzelner, die zu Lasten des Teamerfolgs geht und die Motivation im Team senkt.

Gutes Supportive Management und Team Coaching kann einer Gruppe helfen, zu einem echten Team zu werden. Dabei sind zusätzlich die Grundlagen von Persönlichkeitstypen und Gruppendynamik zu berücksichtigen. Nur so wird sich eine offene, wohlwollende Haltung der Teammitglieder einstellen, die notwendig ist, um Team Spirit zu entwickeln.

Prinzip 3Diese Tipps basieren auf dem Prinzip 3 „Echtes Team“ aus dem White Paper „Wie wirkt sich der Trend ‚Agilität‘ auf das Projektmanagement aus“. Eine kurze Beschreibung des Prinzips finden Sie in der „Online blättern“ Version des White Papers unten im Beitrag.

Kein Supportive Management? Stolperstein Ineffizienz

Ohne Supportive Management wird das Team keine Verantwortung übernehmen. Es macht einen großen Unterschied, ob das Team den Projektleiter bei „seinem“ Projekt unterstützt oder ob der Supportive Manager das Team bei „seiner“ Aufgabe unterstützt. Wenn der Projektleiter zu viel „einspringt“, es am Ende doch wieder selbst macht und sogar noch die Ergebnisse des Teams präsentiert, wird das Team in der „Konsumentenhaltung“ bleiben und sich nicht wirklich mit dem Projekt identifizieren. Der Druck bleibt auf dem Projektleiter.
Ohne Supportive Management wird das Team zudem nicht effizient arbeiten können, weil es ständig von der eigentlichen Arbeit abgelenkt wird, sich um Organisatorisches und Bürokratisches kümmern muss und die Meetings nicht angemessen moderiert sind. Wenn das Team keine Verantwortung übernimmt und von der Arbeit abgelenkt ist, wird es für den Kunden keine guten Ergebnisse liefern, wodurch sich der Wow-Effekt bestimmt nicht einstellen wird. Damit liegt der Kundennutzen nicht wesentlich höher als bei herkömmlichen Projekten.
Ein geschützter Rahmen – das Prinzip 2 – und Freiwilligkeit – das Prinzip 1 – verlieren dadurch ebenfalls ihre Vorteile.

Prinzip 4Diese Tipps basieren auf dem Prinzip 4 „Supportive Management“ aus dem White Paper „Wie wirkt sich der Trend ‚Agilität‘ auf das Projektmanagement aus“. Eine kurze Beschreibung des Prinzips finden Sie in der „Online blättern“ Version des White Papers unten im Beitrag.

Fazit

Echte Innovation benötigt starke, eigenverantwortliche Teams ebenso wie Supportive Management. Beides braucht wiederum Zeit und Vertrauen und ist gleichsam wichtig, um agiles Projektmanagement leben zu können.
Für Unternehmen bedeutet dies: Sie brauchen Zeit, um neue Methoden einzuführen, um nachhaltige Weiterentwicklung zu ermöglichen – auch wenn dies in der Praxis schwerfällt, da häufig schnelle Ergebnisse gewünscht sind.
Das Aufzeigen der Konsequenzen, die passieren, wenn zwar die Methode umgesetzt wurde, aber das Mindset und die Prinzipien dahinter nicht verstanden bzw. berücksichtigt werden, soll die Wichtigkeit einer nachhaltigen, bedachten Einführung bewusst machen.

Autor: Alexander Koschke, Berater und Trainer, Tiba Managementberatung GmbH
Email: redaktion(at)tiba.de

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Das White Paper „Wie wirkt sich der Trend ‚Agilität‘ auf das Projektmanagement aus“ finden Sie als Download in unserer Downloadarea. Wahlweise kann es bei der Tiba per Mail an redaktion@tiba.de kostenlos angefordert werden.

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Beitragsserien „Agility to go“ und „Stolpersteine“

PrinzipienHier finden Sie praxisorientierte und leicht umzusetzende Tipps rund um die von der Tiba entwickelten sieben Prinzipien für die Agi­lisierung des Projektmanagements. Ziel ist, das Mindset in kleinen Schritten nachhaltig zu ändern:

 

Agilisierung des Projektmanagements in der Praxis
Wie wirkt sich der Trend „Agilität“ auf das Projektmanagement aus?

Prinzip 1. Freiwilligkeit
Agile to go – Eine Frage des Mindsets
Keine Freiwilligkeit? Stolperstein Destruktion

Prinzip 2. Geschützter Raum
Agile to go – Geschützter Rahmen im Alltag / Time Boxing
Kein geschützter Rahmen? Stolperstein Demotivation

Prinzip 3. Echtes Team
Agile to go – Der Mensch im Mittelpunkt
Kein echtes Team? Stolpersteine Chaos und Diskussion

Prinzip 4. Supportive Management
Agile to go – Funktionierst Du noch oder lebst Du schon?
Kein Supportive Management? Stolperstein Ineffizienz

Prinzip 5. Iterate to Wow
Agile to go – Design Thinking to go – Kommunikation
Kein Iterate to Wow? Stolperstein Verzetteln (Ausgabe 1.2019)

Prinzip 6. Kundennutzen
Agile to go – Nachhaltige Kirschen
Kein Kundennutzen? Stolperstein Ineffektivität (Ausgabe 1.2019)

Prinzip 7. Übergreifende Abstimmung
Agile to go – Gemeinsam sind wir stark (Ausgabe 1.2019)
Keine übergreifende Abstimmung? Stolperstein Isolation (Ausgabe 1.2019)

Autor:in

Portrait Autor

Alexander Koschke

Alexander Koschke ist seit Ende 2008 bei der Tiba Managementberatung und Teil des Think Tanks zum Thema PM 4.0. Als Berater und Trainer treibt er das Thema Agilität und neue Führung in Industrieunternehmen leidenschaftlich voran. Der Maschinenbau-Ingenieur (MBA) geht auch in seiner Freizeit der Frage nach: Wie wollen wir arbeiten? Die aktuelle Welle der Agilität, die immer mehr auch die Industrie erfasst, bietet da ein gutes Forschungsfeld. Durch die Kombination verschiedener agiler Projektmanagement-Ansätze und mit seinen ausgeprägten Führungs- und Softskills begeistert er immer mehr Kunden für dieses Thema.