Ist es sinnvoll, in der Kommunikation mit Konventionen zu brechen?

Die Wichtigkeit von Kommunikation mit dem eigenen Körper ist allgemein bekannt: Wer erfolgreich sein, beziehungsweise ernst genommen werden will, sollte selbstbewusst auftreten und gewisse äußerliche Erwartungen erfüllen. Hinter diesen Konventionen stecken jedoch auch Annahmen, welche mit kritischem Blick neu betrachtet werden. In Zeiten von Millennials, Silicon Valley und schnellen Innovationen könnte es sinnvoll sein, mit bestehenden Konventionen zu brechen. (Blog sponsored by Tiba Marketing GmbH)

Welche Rolle hat die Körpersprache?

Nonverbales Verhalten hat Auswirkungen darauf, wie wir andere interpretieren und wie sich Interaktionen entwickeln. Denn das Zeigen oder Unterlassen einer Geste hat situationsbedingt gravierend unterschiedliche Bedeutungen: Ein Lachen kann positiv oder negativ sein, ein und dieselbe Körperhaltung kann Offenheit oder Abschreckung kommunizieren. Das geht so weit, dass die subjektive Wahrnehmung der Körpersprache anderer die formalen Inhalte überschatten kann. Selbstbewusst erscheinende Menschen werden inhaltlich schnell als kompetent wahrgenommen, auch wenn deren Aussagen für sich genommen diese Schlussfolgerung vielleicht kaum zulassen würden.

Dass Körpersprache entscheidend ist, wenn es um die Deutung von Menschen geht, ist also allgemein bekannt und keine Neuigkeit. Bereits 2016 hat Thorsten Havener im Interview für uns geschildert, wie sich das Lesen von Körpersprache bewerkstelligen lässt. Viele wissen jedoch nicht, dass die Körperhaltung nicht nur widerspiegelt, wie selbstbewusst jemand ist oder sich fühlt, sondern tatsächlich auch beeinflussen kann, wie man selbst eine Situation wahrnimmt und meistert. Die eigene Körpersprache richtet sich nicht nur nach Gefühlen und Gedanken, sondern kann diese auch umgekehrt rückbeeinflussen. So könnten selbstbewusste, beziehungsweise mächtige Haltungen möglicherweise zu mehr Mut führen und letztlich die Ressourcen verbessern, um Situationen zu bewältigen. Der Schlüssel liegt also darin, Konventionen nicht einfach zu folgen, sondern sich die Logik dahinter zu eigen zu machen und sie zu meistern.

Machen Kleider Leute?

Auch Kleiderkonventionen spielen eine sehr stabile und fundamentale Rolle in unseren Interaktionen. Die Erwartungshaltung ist, dass die Kleidung unmissverständlich abbildet, welches Geschlecht, soziale Schicht, Beruf, Position oder Lifestyle jemand hat. Carrie Yodanis, Professorin an der University of British Columbia, beschreibt, dass diese Erwartungen zwar in den wenigsten Fällen aktiv verteidigt würden. Die Konventionen dahinter würden jedoch indirekt über mal mehr, mal weniger bewusste Einteilungen in ‚angemessen‘ und ‚unangemessen‘ erhalten. Das bedeutet, dass theoretisch zwar jeder Mensch tragen kann, was er will, die Praxis jedoch Konsequenzen zur Kleiderwahl parat hält.

nonverbale Kommunikation

Plakativ ausgedrückt regulieren wir also uns selbst und andere über Körpersprache und Kleidung.

Doch was, wenn man sich diesen eingespielten Konventionen nicht beugen will, jedoch gleichzeitig ernstgenommen und erfolgreich sein will? Das Beispiel des Silicon Valley steht für ein Erfolgsmodell einer aufblühenden Industrie, welches im Wesentlichen darauf aufbaut, dass die Köpfe und Menschen dahinter nicht konventionell und klassisch sind. Freigeister, Individualisten und Leute, die hierzulande schnell als ‚Paradiesvogel‘ bezeichnet werden, stecken dort hinter Professionalität und Innovation.

Status Quo und Konventionen

Der Umgang mit dieser Tatsache ist unterschiedlich. Christoph Keese steht dem Silicon Valley mit seinem Credo „kapieren, nicht kopieren“ entgegen. Ihm zufolge sind die Menschen und Überzeugungen, welche die Grundlage für den Erfolg in Kalifornien liefern, im Kern demokratiefeindlich, da sie keinem Mittelmaß folgten. Während die Konzepte und Ideen in Deutschland also erstrebenswert sind, sollte darauf geachtet werden, die dahinterliegende Gesellschaftsform nicht auch zu übernehmen.

Der Freigeist, die Gesellschaftsform und vor allem die Offenheit könnten jedoch unverzichtbar sein, um zukunftsorientiert erfolgsversprechend zu sein. Das gilt vor allem aktuell. Denn während Millennials bei Arbeitgebern als rar gelten, stellen sie durchaus die Anforderung an Unternehmen, dynamischer, moderner, offener und diverser zu werden. Bisherige und eingefahrene Konventionen und Vorstellungen zu Professionalität müssten also kontinuierlich kritisch hinterfragt werden. Das geht so weit, dass selbst das hierzulande divers erscheinende Silicon Valley an Grenzen stößt. Denn die Ansprüche des Zeitgeists verlangen immer mehr Dynamik, Diversity und Gleichberechtigung. Sogar mehr als das Valley aktuell zu bieten hat. Da weitere Innovation von diesen Faktoren abhängig sind, wird dieser Mangel an Diversity sogar als Achillesferse des Silicon Valley diskutiert.

Erfolgversprechend in die Zukunft zu gehen, könnte also schwierig werden, wenn man sich nur Teilaspekte von Erfolgsmodellen aneignen möchte, ohne die Triebkraft dahinter anzunehmen. Erfolgskonzepte basieren manchmal auf dem Gesamtpaket, das sie ausmachen und damit auch aus Dingen, die zunächst überwältigen. Man wird ihnen aber auf Dauer nicht aus dem Weg gehen können.

 

Autor: (Gastautor) Simon Wastian

 

Quellen:

Yodanis, C. (2018). Getting dressed: Conformity and imitation in clothing and everyday life.  New York: Routledge.

https://www.ted.com/talks/amy_cuddy_your_body_language_may_shape_who_you_ are

https://www.deutschlandfunk.de/christoph-keese-das-silicon-valley-hat-etwas-100.html

https://www.forbes.com/sites/stevedenning/2015/12/29/silicon-valleys-achilles-heel/#17eac88e6b32

https://www.cnbc.com/2018/06/20/silicon-valleys-diversity-problem-is-its-achilles-heel.html

 

 

 

 

 

 

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