Antonia Rados im Gespräch | Woran Sie frühzeitig eine Krise erkennen und was Sie dagegen tun können

PRESSEMITTEILUNG DER TIBA MANAGEMENTBERATUNG

München, 21.02.2018 – Krieg zu verhindern ist eine Kunst. Einen Kriegszustand in vertrauensvolle Kooperation umzuwandeln, ist höchste Kunst – auf internationaler Ebene sowie heruntergebrochen auf Projekte.

Was Dr. Antonia Rados dazu zu sagen hat, lesen Sie im folgenden Interview. Die promovierte Politologin ist seit mehr als 30 Jahren als Krisen- und Kriegsreporterin unterwegs, seit 2009 als Chefreporterin Ausland der RTL-Gruppe. Im Gespräch gibt sie einen Einblick in ihren Erfahrungsschatz und verrät ein paar wertvolle Tipps.

Mehr zum Thema erzählt Frau Rados in ihrem Vortrag auf den PM-Tagen 2018: „Die Kunst der Vermeidung nachhaltiger Zerstörung. Vertrauen und Zusammenarbeit als Grundlage einer nachhaltigen (Projekt)Kooperation“.

 

Frau Dr. Rados, Sie kennen sich gut mit Krisen aus. Auch innerhalb von Projekten kann Krieg herrschen. Wie kommt es dazu?

Dr. Antonia Rados: Krisen und Kriege brechen nicht über Nacht aus. Vor diesem Ausbruch gibt es bereits lange Phasen des Misstrauens und der oft unehrlichen Dialoge. Oder Wegschauen. Interessen sind eben unterschiedlich, aber wenn sie nicht ausgesprochen werden, dann verstärken sie sich noch und machen Krisen unlöslich. Konkret: Die Syrien-Krise begann 2011. Allen, auch den Politikern im Westen war klar, dieser Krieg wird nicht von selbst aufhören, irgendwas muss getan werden, doch es wurde nichts getan. Der Bürgerkrieg entwickelte sich zu einer humanitären Krise. Diese Krise führte zu einem Flüchtlingsstrom in die Nachbarländer und später, 2015 nach Europa. Dadurch wurde Europa destabilisiert. Der ehemalige britische Außenminister David Miliband warnt davor, dass es zunehmend zu viele Krisen gibt, die nicht gelöst werden. Folgen sind die massiven Flüchtlingsströme, die um einiges humaner gelöst werden könnten – und darüber hinaus billiger –, wenn man sie nicht so lange ignorieren würde.

 

Verraten Sie uns ein paar Tipps: Wie kommen wir raus aus der Kampfhaltung – hin zu Vertrauen und Zusammenarbeit?

Rados: Ein alter Spruch lautet: Mit Freunden braucht man nicht zu verhandeln, das muss man mit Feinden tun. Daher gibt es keinen Ersatz für Gespräche. Aber niemand soll glauben, dass sowas über Nacht geht. Zerstörungen sind manchmal nicht mehr wiedergutzumachen. Vertrauen aufzubauen ist ein langer, steiniger Weg. Ich sehe das bei meiner Arbeit im Kleinen: Fahrer, Mitarbeiter etc. sind treu, aber bevor man ihr Vertrauen hat, muss es erarbeitet werden. Entgegenkommen zählt. Offenheit wirkt Wunder.

 

Warum ist der Blick auf den Nahen Osten besonders wichtig für uns?

Rados: Der Nahe Osten ist unser nächster Nachbar. Uns trennt nur das schmale Mittelmeer. Er ist seit Jahrtausenden die wichtigste Region der Welt, Rohstofflager und Transit – der Weg in den Fernen Osten. Im 21. Jahrhundert wird das nicht anders sein: China baut derzeit die „One road, one belt“-Verbindung über den Nahen Osten nach Europa aus – eine Art neue Seidenstraße. Dies wird China ermöglichen, nach Europa zu exportieren, und es wird Europa ermöglichen, in den Fernen Osten zu liefern. Dazwischen liegt aber der Nahe Osten. Er ist das historische Bindeglied.

 

Was können wir von der Beobachtung der internationalen Politik lernen?

Rados: Gute Beziehungen, Austausch, und auch Märkte sind in einer globalen Welt, mit all ihren Nachteilen, ausschlaggebend.

 

Wie kommt es zu der deutsch-türkischen Beziehungskrise?

Rados: Derzeit wird alles neu geordnet. Die schlechten deutsch-türkischen Beziehungen sind eine Folge dieser Neuordnung, aber dazu kommt: Die anti-islamischen Strömungen in Deutschland und in der EU entgehen den Türken nicht. Das führt zu Reaktionen und sogar zu Ängsten. Wenn die uns in Deutschland nicht mehr wollen, wohin gehen wir dann?

Insofern verschiebt sich das Interesse der Türkei gegen Osten, wie das vieler anderer Staaten. China und Indien sind aufsteigende Mächte und Partner für die Türkei. Die Verschiebung gibt der Türkei eine Alternative zu Europa für die Zukunft. Sie muss auch zusehen, wie sie im Nahost-Chaos überlebt bzw. davon sogar profitiert.

 

Welches war in Ihrer Karriere Ihr eindrucksvollstes Erlebnis von Krieg und Frieden?

Jeder sollte natürlich von persönlichen Erlebnissen abstrahieren können und damit Ereignisse besser einordnen. Doch vor Ort (in der Realität) sind es nicht Erlebnisse, die beeindrucken, sondern Menschen. Menschen machen Geschichte. Menschen können viel verändern oder auch nicht. Ich kann daher nicht all die Menschen aufzählen, die mir das Leben gerettet haben – oder es mir, im Gegenteil, bei meiner Arbeit sehr schwergemacht haben. Die Liste wäre endlos…

 

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