Müssen sich Unternehmen zwischen agilem Projektmanagement und klassischen Methoden entscheiden? Keineswegs, wie dieser Beitrag aufzeigt. In vielen Unternehmen wird „Agil“ als neue Wunderwaffe gehandelt. Alles soll auf einmal agil sein und es herrscht oft ein Kampf zwischen den Vertretern des „klassischen Projektmanagements“ und den „agilen Evangelisten“.
Von „klassisch“ vs. „agil“ zu PM 4.0 (Eigene Darstellung)
Dieses „entweder oder“ (siehe Abb. 1 – Bild links) führt zu einer Patt-Situation im Unternehmen. Dabei wird oft viel Geld verschwendet, wenn man sich zu früh auf eine Methode festlegt, die vermeintlich alles besser machen soll.
Die Erfahrung zeigt, dass ein Projektmanagement, das der Industrie 4.0 gerecht wird, nicht entweder agil oder klassisch und auch nicht unbedingt hybrid ist. Es besteht vielmehr aus vielen verschiedenen Facetten und sollte situativ und adaptiv verwendet werden . Manchmal braucht es „Wasserfall“, manchmal Lean, Kanban oder Scrum und manchmal Design Thinking. Ein Unternehmen, das mit verschiedenen Projektarten zu tun hat, sollte daher das bestehende Projektmanagement durch verschiedene Methoden sinnvoll ergänzen. (siehe Abb. 1 - Bild rechts).
Dabei kann es im Extremfall sogar dazu kommen, dass die Methode innerhalb eines Projektes mehrfach wechselt. In der frühen Phase startet man zum Beispiel mit Design Thinking, bis man ungefähr weiß, was der Kunde sich wünscht. Dann entwickelt man die Idee über verschiedene Sprints mit Hilfe von Scrum weiter. Sind die Anforderungen soweit klar, dass SMARTe Ziele formuliert werden können und das Umfeld einigermaßen stabil ist, kann klassisches Projektmanagement am sinnvollsten sein.
Manchmal bietet es sich auch an, nur ein Arbeitspaket innerhalb eines starren, nicht verhandelbaren Stage Gate Prozesses agil durchgeführt werden. Je nach Anforderung wird situativ die passende Methode verwendet.
Abb. 2: Extremfall – mehrere verschiedene Methoden in einem Projekt (Eigene Darstellung)
Zu beachten ist allerdings, dass dieser virtuose Einsatz verschiedener Methoden auch extreme Anforderungen an alle Beteiligten sowie die Organisation stellt und daher eher als Vision bzw. Zielbild zu sehen ist. Die Grundlage ist aber in jedem Fall eine Ausbildung, die einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten gibt.
Praxistipp: Achten Sie darauf, dass es Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen gibt, die agile Methoden und Prinzipien für eine erfolgreiche Agilisierung kennen und verstehen sowie auch in der Lage sind, Teams und Organisationen darin zu unterstützen, die passende Methode zu finden, anzunehmen und zu entwickeln.